Neue Konfektionsgrössen für Deutschland.

Die Deutschen haben fast eine ganze Konfektionsgröße zugelegt. Männer haben vor allem an der Brust an Umfang gewonnen, Frauen hingegen an der Taille.  Darüber spielen sich in deutschen Umkleidekabinen täglich kleine Dramen ab: Sowohl Männer als auch Frauen versuchen sich in zu enge und zu kurze Hosen zu zwängen. Wenn sie an der Hüfte passen, schlackern sie an den Oberschenkeln und umgekehrt.

Derzeit werden die Konfektionsgrößen in der Regel nach der Formel: Brustumfang x 0,5 = Konfektionsgröße angegeben. Bei Frauen werden von diesem Wert 6 Einheiten abgezogen. Beispielrechnung bei einem Brustumfang von 88 cm: 88 x 0,5 =Konfektionsgröße 44 (Männer). 88 x 0,5 – 6 = Konfektionsgrößen 38 (Frauen). Da diese Festlegung aber unverbindlich ist, variieren die Konfektionsgrößen von Hersteller zu Hersteller. Designer aus Italien oder Frankreich legen für ihre Mode die Größentabelle des jeweiligen Landes zugrunde. Beispielsweise entspricht die deutsche Damengröße 38 in Italien der Größe 44, in Frankreich der Größe 40. Eine Umrechnung ist leider nicht möglich, da die Körpermaße der Menschen in Südeuropa anders sind als in Deutschland.

Damit soll demnächst Schluss sein: Einige Unternehmen aus der Textil- und Autoindustrie haben vor einiger Zeit das Projekt „Size Germany“ ins Leben gerufen. Die „Size Germany“-Experten haben laut eigenen Angaben in den letzten beiden Jahren die Körpermaße von rund 13.000 Männern, Frauen und Kinder im Alter zwischen 6 und 87 Jahren ermittelt. Die letzte Reihenmessung bei den Frauen fand im Jahr 1994 statt. Deutsche Männer wurden seit knapp 30 Jahren nicht mehr vermessen.

Die Vermessung hat ergeben, dass die Deutschen sowohl in die Länge als auch in die Breite gegangen sind. Wer trotz Idealgewicht nichts passendes zum Anziehen findet, kann jetzt beruhigt sein: Wir sind nicht zu dick, sondern die Klamotten zu klein für den neuen „Normdeutschen“.

Laut „Size Germany“ sind deutsche Frauen im Durchschnitt um einen Zentimeter gewachsen, haben an der Taille zirka 4,1, an der Hüfte zirka 1,8 und an der Brust rund 2,3 Zentimeter an Umfang gewonnen.

Bei den deutschen Männern haben sich die Normmaße noch stärker verändert: Der Brustumfang wuchs um 7,3, der Taillenumfang um 4,4 und der Hüftumfang um 3,6 Zentimeter. Außerdem ist der deutsche Mann heute im Durchschnitt 3,2 Zentimeter größer als vor 30 Jahren.

Die mit modernsten 3D-Scannern erfassten Daten sollen jetzt für die Korrektur der Konfektionsgrößen eingesetzt werden. Die an die veränderten Körpermaße angepasste Kleidung von der Stange, soll dem Otto-Normal-Verbraucher bald besser passen.

Da die Deutschen laut „Size Germany“ eine ganze Konfektionsgröße zugelegt haben, sollen Kleider die momentan noch als „Medium“ ausgezeichnet sind, in Zukunft mit „Small“ betitelt werden. Davon sollen nicht nur die Kunden, sondern auch die Textilbranche profitieren. Werbewirksamer Nebeneffekt: Wer plötzlich statt Größe 42 wieder die „magische“ 38 tragen kann, fühlt sich gleich viel besser und kauft unter Umständen mehr ein. Einige Hersteller nutzen diese Erkenntnis bereits und verpassen ihrer Kleidung so genannte „Schmeichelgrößen“.

Bis die neuen, größeren Kleidergrößen in die Läden kommen, wird allerdings noch einige Zeit ins Land gehen. In einem Jahr könnten sich aber bereits die ersten konkreten Veränderungen bemerkbar machen, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Wirklich einheitlich werden die Kleider aber auch dann nicht ausfallen, denn jedes Label entscheidet nach wie vor selbst, auf welche Maße es seine Kleider optimiert.

Kleinere Menschen mit schmalem Körperbau sind die Verlierer der Reform: Unter Umständen müssen sie demnächst in der Kinderabteilung einkaufen gehen. Momentan können die Überschlanken noch zum Shoppen nach Frankreich pilgern, denn dort fallen sämtliche Kleidergrößen zwei Nummern kleiner aus. Aber auch das soll sich in Zukunft ändern. Laut der „Süddeutschen Zeitung“ ist ein einheitliches europäisches Größensystem für Textilien geplant.

Quelle: © sizegermany.de

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